Die Brauerei

Die Karmeliten, einst Brüder aus dem „Orden der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“, gründeten die Brauerei 1367 in Straubing. Sie ist damit die älteste Brauerei Straubings und steht auf Platz Nummer 35 deutschlandweit der ältesten Unternehmen. Seit 1879 ist die Brauerei im Familienbesitz. Die alte Brautradition und die herzliche Gastlichkeit des Karmeliten Klosters werden auch heute noch von den Besitzern weitergepflegt. Schaut man auf die Tradition der Klöster, so erhält man ein inspirierendes Beispiel dafür, zurück zu selbst erhaltenden Grundsätzen zu gehen und dabei modernste Technik zu nutzen. Die lebendige Mischung aus Gestern und Heute, aus Alt und Neu wird in zunehmendem Maße auch über die Grenzen der Region hinaus verlangt und geschätzt.

(Foto: Christoph Kämpf, Brauereidirektor)

Verantwortung für die Zukunft

Wir haben nur eine Erde. Die Ressourcenverschwendungen unserer Zeit zeigen jedoch, die Menschheit verbraucht 1,3 Erden. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Unabhängig von der Haltung jedes Einzelnen im Umgang mit der Schöpfung kommt vor allem den produzierenden Unternehmen ein großes Maß an Verantwortung zu. Wer wie wir als Karmeliten Brauerei auf eine über sechs Jahrhunderte alte Tradition des Bierbrauens zurückblicken kann, sieht sich gegenüber künftigen Generationen in besonderer Verpflichtung. Schon früher war es unseren klösterlichen Vorfahren eine heilige Pflicht, das Leben und Wirtschaften in einen harmonischen Einklang mit der Natur zu bringen.

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“, so beschrieb Albert Schweitzer einmal seine christlichen Werte und seine Ehrfurcht vor dem Lebensrecht aller. Eine Grundhaltung, in der wir unsere klösterlichen Werte wiederfinden. Heute ist das für uns mehr denn je anspornende Motivation, um als Unternehmen unseren Teil der Verantwortung für eine bessere Welt wahrzunehmen. Wir meinen, die Zeit ist mehr als reif.

Als regionale, mittelständische Brauerei werden wir allein nicht die Welt retten. Aber wir können alles, was uns möglich ist, dazu beitragen. Denn auch künftige Generationen sollen Freude am Genuss unserer Biere und an einer intakten Umwelt haben.

Die Idee

Die Wahrnehmung von Verantwortung für eine sichere Zukunft erfordert sorgsame Achtsamkeit in den Verhaltensweisen unternehmerischen Wirtschaftens. Um die ethisch-moralischen Grundsätze der klösterlichen Vorfahren zu leben, zu denen auch der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die ökologische Verantwortung zählen, entwickelte die Karmeliten Brauerei zusammen mit ihren technologischen Partnern das Konzept der energieautarken Brauerei als zukunftsweisendes Modell der Brauerei des 21. Jahrhunderts.

Die Idee ist ganz einfach:
Wir nutzen die Energien, die auf unserem Grundstück vorhanden sind, vollständig und möglichst oft.

  • Wir reduzieren den Einsatz von Primärenergie, und verzichten, wenn möglich, vollständig auf Primärenergie aus nicht erneuerbaren Energien
  • Wir nutzen natürliche Energiequellen, wie zum Beispiel Sonnenenergie
  • Wir verwerten alle im Betrieb anfallenden Reststoffe als Wertstoffe, i.S. im Abwasser enthaltene organische Bestandteile
  • Wir gewinnen Energie aus Abwasser
  • Wir wandeln Wärme in Kälte
  • Wir nutzen Naturkälte
  • Wir bauen Lastspitzen ab

Das bedeutet:
Wir sparen 99,6% unseres CO2 Footprints ein.
So verbinden wir den Genuss ausgezeichneter Bierspezialitäten und das Vergnügen, mit jedem Schluck zur Schonung unserer Umwelt beizutragen…

Die Umsetzung
Beim Bierbrauen müssen große Volumen erhitzt, gekocht und wieder abgekühlt werden.

Ein sehr energieintensiver Prozess, der meist mit fossilen Energieträgern bewerkstelligt wird. Doch fossile Energie ist endlich und wird in Zukunft immer teurer. Effizientere Anlagen sparen zwar Energiekosten ein, schränken aber auch die Biervielfalt ein, weil traditionelle Sud- und Gärverfahren nicht mehr möglich sind.

In der Karmeliten Brauerei wird die geforderte Achtsamkeit mit der benötigten technologischen Freiheit verknüpft. Die energieoptimierte Brauanlage arbeitet mit „Intelligenten Energiespeichern“ und Verteilsystemen aus erneuerbaren Energien und Energierückgewinnung.

Das Ergebnis ist eine Brauanlage, die keine fossilen Energieträger benötigt und auf lange Sicht berechenbare Energiekosten hat sowie die Freiheit, die gewünschte Rezeptur zu brauen.
Energieeffizienz
im Kaskaden-Sudhaus
Der Einbau des neuen kaskadenförmigen Sudhauses war der erste Schritt auf dem Weg zur „Energieautarken Brauerei.“ Durch die stufenartige Anordnung der Kessel wird Pumpenergie gespart und die Maische durch natürliches Gefälle gefördert.

Die Größe der Chargen bzw. Sude wurde verringert. Durch eine größere Anzahl an Suden pro Tag entstand mehr Flexibilität. Der Wärmeenergieverbrauch im Vergleich zum alten Sudhaus sank um über 30 Prozent, die notwendige elektrische Energie reduzierte sich um etwa 10 Prozent. Gleichzeitig stieg die Ausbeute von Bierwürze um zirka drei Prozent. Die Energierückgewinnung wurde durch einen Pfannendunstkondensator umgesetzt, welcher die Energie beim Kochvorgang der Bierwürze in andere Teilprozesse überführt, um den Einsatz von Primärenergie einzusparen.

Das Gesamtkonzept, das von der Karmeliten Brauerei und den Partnern Ziemann Holvrieka GmbH, sowie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erarbeitet wurde, gewann 2013 den „Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk“. Im Jahr 2015 kam der Preis für ein energieeffizientes Sudhaus dazu, verliehen durch die Deutsche Energieagentur.
Regeneratives Heizen
mit der Mikrogasturbine
Durch den Einbau der Mikrogasturbine ist die Karmeliten Brauerei in der Lage sich zeitgleich mit Strom und Wärme selbst zu versorgen. Dieses kompakte Stromversorgungssystem wurde 2016 installiert. Ein flexibler Betrieb mit Erdgas, Biogas oder einer Mischung daraus ermöglicht das Kappen von Leistungsspitzen und entlastet damit das Stromnetz.

Die Berechnung der CO²-Bilanz weist bei Installation dieser Technologie eine Reduktion von 143 t CO² Emissionen auf. Des Weiteren können 75% des Stromverbrauches durch Eigenstrom gedeckt und 50% der Wärmeversorgung durch die Turbine bereitgestellt werden.
Naturkälte Ice Age®
Lange Zeit kühlten Brauereien ausschließlich mit Natureis; erst die Erfindung der heutigen konventionellen Kältemaschine setzte dieser Tradition ein Ende. Die Karmeliten Brauerei verbindet dieses historische Verfahren heute mit modernster Technologie, um die regenerative Kälteversorgung sicherzustellen.

Herzstück des Verfahrens ist die Speicherung von Naturkälte in Form von technisch erzeugtem Schnee. Etwa ein halber Kubikmeter Schnee hat das Potenzial, um einen Hektoliter Bier während des Brauprozesses zu kühlen. Erzeugt wird der technische Schnee mit einer Ice Age® Schneilanze. Durch den thermodynamischen Effekt der “Schmelzwärme” kühlen die produzierten Eiskristalle ein spezielles Glykol-Wassergemisch, das als Kälteträger in der Brauerei fungiert. Im Vergleich zu gewöhnlichen Brauereikälteanlagen hat diese Form der Kälteversorgung eine über 50-fach höhere Effizienz.

Die eingesetzte Absorptionskältemaschine ist in der Lage durch Entzug von Prozesswärme (Abwärme) Teile der erforderlichen Prozesskälte zu erzeugen. Durch Kopplung mit der Mikrogasturbine, welche etwa 200.000 kWh Abgaswärme pro Jahr zur Verfügung stellt, können davon etwa 70 % in Kälte umgewandelt werden.
Energie aus Abwasser
Die Mehrfachnutzung von Energien, genauso wie die Nutzung des Abwassers, ist von Anfang an Teil des Konzeptes der Energieautarken Brauerei. Mit Hilfe einer neuen erstmals in der deutschen mittelständischen Brau- Getränkeindustrie zum Einsatz kommenden patentierten vollbiologischen Abwasseraufbereitungstechnologie wird dieses Konzept vervollständigt. Diese Carrier-basierten Reaktortechnologien für die aeroben und anaeroben Prozesse wurden von den Partnern Aqana/Aqwise entwickelt. Das erzeugte Biogas kann über die duel-fähige Mikrogasturbine direkt wieder im Produktionsbetrieb verwendet werden.

Die Biogasanlage zeigt, dass auch im mittelständischen Bereich anaerobe Abwasserreinigung wirtschaftlich und technisch machbar ist.
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Die Meilensteine

2013

Einbau des neuen Kaskaden Sudhauses

2013

10. März 2013

Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk

10. März 2013

8. Dezember 2015

Zuwendungsbescheid aus dem Umwelt-Innovationsprogramm (UIP)

8. Dezember 2015

11. März 2016

Fertigstellung der Raumkühlung im Lagerkeller und des Hopfenlagers mit Raumkühlung

11. März 2016

31. März 2016

Fertigstellung der Kältemaschine

31. März 2016

05. April 2016

Fertigstellung des Gärkellers mit Tankkühlung und Würzekühler im Sudhaus

05. April 2016

09. April 2016

Fertigstellung System Absorptionskälte

09. April 2016

13. April 2016

Fertigstellung des Eisspeichers

13. April 2016

15. April 2016

Fertigstellung der Weißbierboxen mit Heizung und Raumkühlung

15. April 2016

16. April 2016

ICE AGE wird fertiggestellt und eingebunden

16. April 2016

28. Mai 2016

Auszeichnung durch die Deutsche Energie-Agentur (dena) für das Karmeliten-Kaskaden-Sudhaus

28. Mai 2016

September 2016

Installation des Datenmonitoringsystems

September 2016

29. September 2016

Inbetriebnahme der Mikrogasturbine und des neuen Heizwasserkessels

29. September 2016

10. Oktober 2016

Inbetriebnahme des Absorbers

10. Oktober 2016

28. Oktober 2016

Feierliche Einweihung und Präsentation der Maßnahmen der Öffentlichkeit

28. Oktober 2016

16. März 2017

Nominierung für den Deutschen Umweltpreis 2017

16. März 2017

28. September 2017

Auszeichnung mit den Handelsblatt Energy Awards 2017 in der Kategorie Industrie

28. September 2017

01. Januar 2018

Installation der Energieampel

01. Januar 2018

01. Januar 2018

Nominierung für den Bayerischen Energiepreis

01. Januar 2018

05. November 2018

Beginn der Planungen für die Biogasanlage

05. November 2018

Nov 2019 - Juni 2020

Installation neuer Mikrogasturbinen

Nov 2019 - Juni 2020

15. April 2020

Versorgung mit 100% Ökostrom aus der Donau

15. April 2020

01. Juli 2021

Inbetriebnahme der Biogasanlage

01. Juli 2021

06. Mai 2022

Feierlicher Festakt zum Abschluss des Weges zur Energieautarken Brauerei

06. Mai 2022

Was wir bisher eingespart haben:

Mit den bisher umgesetzten Maßnahmen konnten über 40% der ursprünglichen Kohlenstoffdioxid- eingespart werden. Diese Einsparung von etwa 60 % Erdgas-Äquivalent führt zu einer Reduktion von 280 t CO2 pro Jahr. Dies entspricht etwa 22.400 Bäumen, welche gepflanzt werden müssten, um diese CO2-Fracht aufzunehmen.

Die Aussichten

In Zukunft werden Konsumenten immer mehr auf die ganzheitliche Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft und Umwelt achten. Insbesondere welchen Einfluss deren Handlungsweisen und Herstellungsprozesse ihrer Produkte auf die Lebensqualität nehmen, damit Konsumentenzufriedenheit zu Konsumentenwohlbefinden wird.

Mit unserem umfassenden Maßnahmenmeilenstein zur energieautarken Brauerei und den damit verbundenen hohen Investitionen setzen wir unseren Weg der ganzheitlichen Wirtschaftsethik fort, was nicht zuletzt auch Mut, Kraft und Geduld erfordert. Wir sind davon überzeugt, dass Unternehmen, die die ökologischen und sozialen Prinzipien der Achtsamkeit in ihr Geschäftsmodell integrieren, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und dadurch das Vertrauen und den Zuspruch der Öffentlichkeit verdienen.

Mit unserem ökologischen Engagement tragen wir auch zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tierarten bei. Dabei sehen wir als gravierendes Beispiel die Honig- und Wildbiene. Weltweit sterben Jahr für Jahr ganze Stämme der fleißigen Insekten, und die Abstände zwischen den Jahren mit hohen Verlustraten werden immer kürzer. Experten warnen bereits, dass einzelne Bienenarten schon in zehn Jahren ausgestorben sein könnten.

Bienen sind ein gigantischer Wirtschaftsfaktor und die wichtigsten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Mit ihrer Bestäubungsleistung sorgen sie weltweit für eine Wertschöpfung von etwa 200 Milliarden Euro pro Jahr. Ohne Bienen gäbe es nicht nur keinen Honig, auch Obst und Gemüse würden zu Luxusgütern – die Tiere bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen. Wenn es nicht gelingt, die Bienenbestände zu halten, und die Insekten aussterben, hätte dies nach Ansicht von Forschern fatale Folgen für den Menschen.

Die Partner

Umweltinnovationsprogramm
Das UIP ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Als Spitzenförderprogramm unterstützt das UIP gemeinsam mit der KFW herausragende Projekte, die den Stand der Technik in einer Branche weiterentwickeln und anderen Unternehmen aufzeigen, wie innovative Technik zu einer Umweltentlastung führen kann.
Ziemann
ZIEMANN HOLVRIEKA bietet sowohl Handwerks- als auch Großbrauereien Lösungen, um kreatives Bierbrauen mit nachhaltigem Umgang mit fossilen Energieträgern zu verbinden.ZIEMANN HOLVRIEKA engineert, realisiert und automatisiert in beiden Produktionsbereichen zudem die Prozess- und Reinigungstechnik, führt die Prozessverrohrung aus und bindet die notwendigen Utilitys ein.
Aqana
Von seinem Firmensitz in den Niederlanden aus ist das Unternehmen Aqana weltweit tätig und liefert innovative Lösungen zur Aufbereitung von Abwasser. Gegenüber konventionellen Systemen eröffnet Aqana durch Carrier-basierte Reaktortechnologien neue Möglichkeiten für die vollbiologische Abwasseraufbereitung in Industriebetrieben.
Trane
Die Marke Trane des Unternehmens Ingersoll Rand Climate Solutions ist eines der global führenden Unternehmen im Bereich der Kälte- und Klimatechnik. Als einer der Marktführer in dieser Branche profiliert sich das Familienunternehmen mit zertifizierten Anlagen der Energieklasse A (Eurovent) und sorgt für eine optimale Energieeinsparung. Hierdurch leistet Trane einen großen Beitrag zu einer besseren Umweltverträglichkeit haustechnischer Anlagen.
Lausser

Lausser zählt im Bereich der Gebäude- und Energietechnik zu den führenden Dienstleistern in Deutschland. Regional verbunden, national aktiv, steht das mittelständische Unternehmen aus Rattiszell in Niederbayern für solides Handwerk und durchdachte, effiziente Lösungen. Mit der Vorfertigung von Bau- und Anlagenteilen sowie cleveren Produktentwicklungen schafft Lausser Qualitäts- und Zeitvorteile in jedem Projekt.

Viessmann
Effiziente Energiesysteme und -anlagen für industrielle Anwendungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Betriebskosten und Schadstoffemissionen und schaffen damit Wettbewerbsvorteile. Viessmann entwickelt und realisiert ganzheitliche Energiekonzepte, die auf einer Betrachtung des Gesamtsystems aus Energieerzeugung, Versorgungsstruktur und Verbrauch basieren.
Spitzmüller
Die Spitzmüller AG ist der Experte im Bereich Innovations- und Investitionsförderung. Seit über 30 Jahren unterstützt das regional verankerte Familienunternehmen mittelständische Unternehmen deutschlandweit durch Zuschuss- und Darlehensberatung. Die Spitzmüller AG tritt dabei als transparenter und lösungsorientierter Partner von Banken und Unternehmen auf.

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